Káno

Káno

Káno, Provinz des Negerreichs Sokoto in Nordwestafrika, jetzt zur brit. Kolonie Nordnigeria gehörig, einer der fruchtbarsten (»Garten des Sudâns«) und bevölkertsten Teile des ganzen Sudân, 27,530 qkm groß mit 300,000 Einw. (Fulbe, das herrschende Volk, Araber, Bornuaner, Mandinka u. a.), die viel Baumwolle, Getreide, Tabak, Indigo, Butterbäume, Tamarisken und Melonen bauen. Die gleichnamige Hauptstadt, im Treffpunkt der Karawanenstraßen von Tripolis, Marokko und der Sahara, vom Tsadsee, Wadai und Salaga, liegt am Fuß eines 40 m hohen, steilen Felsens, ist mit einer Lehmmauer, durch die 14 Tore führen, umgeben und hat 35,000 Einw., die fast den ganzen Sudân mit blauen Baumwollenstoffen versorgen und Schuhe, Sandalen (s. Tafel »Afrikanische Kultur II«, Fig. 14), gestickte lederne Taschen (Dschebair), Dolche, Waffen etc. anfertigen. Der Markt ist reichlich versehen mit Gurunüssen, Goldstaub, Elfenbein, Salz, Natron, Baumwolle, Lederwaren und Indigo, wie auch europäischen Fabrikaten. Arabische Händler kommen hierher von Tripolis und Ägypten, um Elfenbein und Straußfedern einzuhandeln. Die Hauptquelle des Wohlstandes der Stadt ist aber nicht der Handel, sondern die eigne Textilindustrie. S. Karte bei »Guinea«. – Je mehr sich nach der französisch-englischen Aufteilung des Westsudâns (5. Aug. 1890) die tatsächliche Besetzung des England zugesprochenen Gebietes nordwärts bewegte, war ein Zusammenstoß mit dem Fulbesultan von Sokoto und den von diesem locker abhängigen Emiren von Gando, K. und Jola (s. den Art. »Haussaländer«) vorauszusehen. Solange die von der britischen Regierung mit einem Freibrief vom 10. Juli 1886 ausgestattete Royal Niger Company den Handel auf dem Niger monopolisierte, gestaltete sich das Verhältnis der Engländer zu den Fulbefürsten, die sich Jahresgelder zahlen ließen (Sokoto und Gando seit 1885, Jola seit 1893), leidlich. Kritischer wurde jedoch die Lage, als unterm 1. Jan. 1900 die britische Regierung die Ländereien der Royal Niger Company selbst übernahm (Protektorate Süd- und Nordnigeria). Der Oberkommissar von Nordnigeria, General Sir Frederick Lugard, beschloß im Dezember 1902, als der Emir von K. den englischen Residenten in Saria mit Feindseligkeiten bedrohte, eine größere Expedition (600 Mann) unter Oberst Morland gegen K. (und wenn sich dies in der Folge als nötig herausstellen sollte, auch gegen Sokoto) zu senden; am 3. Febr. 1903 fiel die Stadt K., der Hauptplatz des Sklavenhandels, in die Hände der Briten, und der Emir floh nach Sokoto. Vgl. »Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen zu Berlin«, 1903 und 1904.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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