Korrespondénz

Korrespondénz

Korrespondénz (neulat., franz. correspondance), Briefwechsel, brieflicher Verkehr, geschäftlicher wie privater. Das Wort K. wird auch einseitig gebraucht, namentlich bei Veröffentlichung von Briefsammlungen bedeutender Personen, bei Berichten auswärtiger Mitglieder von Akademien (korrespondierendes Mitglied) und bei gelegentlichen oder regelmäßigen Mitteilungen von Korrespondenten oder Korrespondenzbureaus an Zeitungen. Diese den täglichen Bedarf der letztern zum Teil deckenden Korrespondenzen, die gedruckt oder autographisch vervielfältigt werden, sind um 1830 entstanden. Zu Anfang der 1830er Jahre soll nach Wuttke (»Die deutschen Zeitschriften«, Leipz. 1866) ein Dr. Singer in Baden die erste bekannt gewordene autographierte K. im publizistischen Sinne herausgegeben haben, und bald darauf (1832) erschien in Paris die »Correspondance Garnier«, die unter dem Einfluß der Regierung Ludwig Philipps stand und von fast allen französischen Zeitungen benutzt wurde. Ihre Fortsetzung ist die noch jetzt bestehende, täglich in Paris erscheinende »Correspondance Havas«, die ebenfalls die Ansichten der jeweiligen Regierung widerspiegelt. In den 1840er Jahren traten auch in Brüssel und London ähnliche Anstalten ins Leben. Gegenwärtig werden von Paris und London mehrere Korrespondenzen an deutsche Zeitungen versendet. Daneben hat nur noch die in Wien erscheinende »Politische K.«, die aus offiziösen Quellen in Berlin, Wien und Petersburg bedient wird, Bedeutung. In Deutschland gibt es zwei Gattungen von Korrespondenzen, politische, die von den Hauptstädten, namentlich von der Reichshauptstadt, ausgehen und meist im Dienste der einzelnen Parteien stehen, deshalb auch Parlamentsberichte und parlamentarische Nachrichten bringen, und lokale, von einzelnen Berichterstattern herausgegebene, welche die Zeitungen der betreffenden Orte mit Berichten über Tagesvorgänge (Versammlungen, Feierlichkeiten, Unglücksfälle, Verbrechen etc.) versorgen. Diese Lokalkorrespondenzen sind ephemere Erscheinungen, die schnell Titel und Herausgeber wechseln. Auch die politischen Korrespondenzen sind schnellem Wechsel unterworfen, selbst die von den Regierungen unterstützten. Nach dem Eingehen der preußischen »Provinzialkorrespondenz« (s. d.) erschien eine Zeitlang eine anonym (von Dr. Klee) herausgegebene K., die an der Regierung ergebene Provinzialblätter (Kreis-, Amtsblätter u. dgl.) versandt wurde, um über die Absichten der Regierung zu orientieren. Nach der Entlassung Caprivis (1894) begründete der preußische Minister des Innern v. Köller eine »Berliner K.«, die nach seiner Erklärung nur Tatsachen bringen und berichtigen soll, was die Regierung zu berichtigen für notwendig hält. Ein gleiches System wird von den verschiedenen parlamentarischen und wirtschaftlichen Parteien befolgt. Es gibt eine »Konservative K.«, eine »Nationalliberale K.«, eine »Liberale K.«, eine »K. des Bundes der Landwirte«, eine »Deutsche Agrarkorrespondenz«, die von der Regierung beeinflußten »Berliner politischen Nachrichten«, die »Neue politische K.« u. a. Daneben betreiben einzelne Parteiführer und Journalisten ein ausgedehntes Korrespondenzgeschäft, mit dem sie kleinere Parteiblätter bedienen. Von Korrespondenzen, die außerhalb Berlins erscheinen, ist die »Süddeutsche Reichskorrespondenz« (Karlsruhe) zu erwähnen. Die politischen Korrespondenzen haben an Bedeutung verloren, seitdem die größern Zeitungen im Ausland Spezialkorrespondenten unterhalten, und seitdem sie sich mit den hervorragenden Parteiführern des Inlandes direkt in Verbindung gesetzt haben. Für die gesamte Presse von Wichtigkeit sind nur noch die Korrespondenzen, die über die Absichten der Regierung und der maßgebenden politischen Kreise in offiziöser Form orientieren. Nach dem deutschen Reichsgesetz über die Presse vom 9. Mai 1874 sind die auf mechanischem oder chemischem Weg vervielfältigten periodischen Mitteilungen, sofern sie ausschließlich an Redaktionen versandt werden, von den Bestimmungen des Preßgesetzes ausgenommen; vgl. auch Telegraphenbureaus. – Über kaufmännische K. s. Handelskorrespondenz.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Korrespondénz — (neulat.), Briefwechsel; gegenseitige Beziehung; regelmäßige gedruckte oder autographierte Mitteilungen an Zeitungsredaktionen. Korrespondenzbureaus, industrielle Unternehmungen zur Vermittlung der telegr. Berichterstattung für Zeitungen.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Korrespondenz — [Network (Rating 5600 9600)] …   Deutsch Wörterbuch

  • Korrespondenz — Kor·res·pon·dẹnz die; , en; geschr; 1 nur Sg; das Schreiben und der Austausch von Briefen ≈ ↑Briefwechsel (1) <mit jemandem eine rege, lebhafte Korrespondenz führen, haben, unterhalten; die Korrespondenz erledigen; mit jemandem in… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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  • Korrespondenz — Briefwechsel; Schriftwechsel; Schriftverkehr; Briefe; Post * * * Kor|res|pon|denz [kɔrɛspɔn dɛnts̮], die; , en: Austausch von schriftlichen Äußerungen: mit jmdm. in Korrespondenz stehen. Syn.: ↑ Briefwechsel. Zus.: Geschäftskorrespondenz, Privat …   Universal-Lexikon

  • Korrespondenz — Briefverkehr, Briefwechsel, Schriftverkehr, Schriftwechsel. * * * Korrespondenz,die:1.⇨Briefverkehr(1)–2.⇨Übereinstimmung(1) Korrespondenz 1.Briefwechsel,Schriftwechsel,Briefverkehr,Briefaustausch 2.Übereinstimmung,Kongruenz,Deckung,Parallelismus …   Das Wörterbuch der Synonyme

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  • Korrespondenz — korrespondieren »im Briefverkehr stehen«, gelegentlich auch noch im Sinne von »übereinstimmen« gebraucht: Das Verb wurde im 16./17. Jh. aus gleichbed. frz. correspondre entlehnt, das auf mlat. cor respondere »übereinstimmen; in ‹geschäftlicher›… …   Das Herkunftswörterbuch

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